Vor einiger Zeit hat Locke ja erzählt, warum Hunde an der Leine ziehen (hier).
Als verantwortungsvoller Hundehalter nehmen wir uns das zu Herzen und wollen unserem Hund das Laufen an lockerer Leine verständlich machen. Bei unserer Recherche, wie wir das am besten machen, stoßen wir auch auf das positive Training. Wir lesen uns ein wenig ein und sind begeistert!
Wie? Hundetraining funktioniert auch ohne Strafen?
Mein Hund kann lernen, an lockerer Leine zu laufen, ohne dass er ständig zurückgezogen werden muss? Er kann lernen, an fremden Hunden vorbeizugehen, ohne diese gleich zum Frühstück verspeisen zu wollen? Toll! Das wird doch gleich mal ausprobiert!
Wir bewaffnen uns mit vielen Leckerchen und marschieren los. Unser Bello zieht an der Leine und das wollen wir nun korrigieren.
Bello zieht, wir sprechen ihn an, Bello kommt zu uns und bekommt sein Leckerchen. Wir gehen weiter. Bello zieht wieder, wir sprechen ihn wieder an, Bello kommt wieder zu uns und bekommt sein Leckerchen. Das geht über Tage so!
Warum lernt Bello nicht, immer an lockerer Leine zu gehen? Ist er zu dumm dazu? Klappt positives Training nicht bei jedem Hund?
Klären wir das Ganze doch mal auf:
Wir haben jedes Mal gewartet, bis Bello an der Leine gezogen hat, um ihn dann dabei zu unterbrechen. Hat er auf die Unterbrechung reagiert, haben wir ihn belohnt.
Da Bello damit ja immer noch nicht wusste, dass er nicht an der Leine ziehen soll, hat er recht schnell wieder sein Tempo aufgenommen und hat dadurch wieder gezogen. Was wir dann wieder unterbrochen haben und die Reaktion auf die Unterbrechung belohnt haben.
Irgendwann hat Bello kapiert: „Ah, wenn ich an der Leine ziehe, ruft Herrchen mich und dafür bekomme ich dann eine Belohnung! Toll! Das mache ich jetzt immer so!“
Viel besser wäre es, wir belohnen Bello, solange die Leine noch locker ist! Auch wenn es anfangs nur ein paar wenige Schritte sind, die Bello sich auf uns konzentrieren und an lockerer Leine gehen kann.
Irgendwann hat er verstanden: „Wenn ich an lockerer Leine laufe, findet Herrchen das toll und ich bekomme eine Belohnung dafür! Das macht Spaß! Das will ich viel öfter so machen!“
Dadurch, dass das erwünschte Verhalten, in unserem Beispiel, laufen an lockerer Leine, positive Konsequenzen hat, lernt Bello, dass es sich für ihn lohnt, an lockerer Leine zu laufen.
Und das ist das Schöne am positiven Training: wir lassen es gar nicht erst so weit kommen, dass unser Hund unerwünschtes Verhalten zeigt! Wir überlegen uns, was genau unser Ziel im Training ist und belohnen alles, was unser Hund in der Richtung richtig macht, bevor er Fehler machen kann.
Und, sollte es doch einmal passieren, dass unser Hund unerwünschtes Verhalten zeigt, hat dies keinerlei Konsequenzen für ihn. Dementsprechend wird unerwünschtes Verhalten auf Dauer nicht mehr gezeigt.
Übrigens, Belohnungen bedeuten nicht, immer nur Leckerchen in den Hund zu schieben! Auch damit kommen wir auf Dauer nicht ans Ziel! Belohnung bedeutet, dem Bedürfnis für das Verhalten entgegenkommen.
Autorin: Birgit Fey