POSITIVE VERSTÄRKUNG

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Hat der Hund Erfolg mit seinem Verhalten, wird er es häufiger und verstärkt zeigen. Lohnt sich ein Verhalten nicht für den Hund, wird er es auf Dauer nicht mehr zeigen.
Eigentlich ganz einfach. Oder?

Schauen wir uns das Ganze in der Praxis an:

Möglichkeit EINS:

Du isst gerade eine Pizza, der wunderbare Duft steigt deinem Hund in die Nase und er kommt zu dir  an den Tisch und schaut dich mit Engelsaugen an. Er legt genau den Blick auf, dem du nicht widerstehen kannst, weil er einfach nur herzerweichend ist. Und du gibst ihm ein Stück von deiner Pizza.
Und dein Hund wird wieder kommen. Bei der nächsten Pizza. Beim nächsten Schnitzel und irgendwann sogar beim Salat. Und er wird an seinem Blick feilen bis er ihn so perfektioniert hat, dass er dich immer und überall dazu bewegt, dein Essen mit deinem Hund zu teilen. Denn das Verhalten (den Engelsblick aufzulegen) hat sich gelohnt. Es ist ein Stück Pizza dabei herausgesprungen. Du hast das Verhalten positiv verstärkt.

Möglichkeit ZWEI:

Du isst gerade eine Pizza, wieder kommt der Hund an den Tisch und legt seinen Engelsblick auf. Du beachtest diesen Blick nicht und isst deine Pizza allein. Dein Hund wird nicht wiederkommen. Deine nächste Pizza isst du ungestört.
Denn das Verhalten (den Engelsblick aufzulegen) hat sich nicht gelohnt. Du hast das Verhalten nicht positiv verstärkt.
Bis hierhin immer noch ganz einfach.

Möglichkeit DREI:

Du isst deine Pizza, der Hund kommt zu dir, legt den besagten Blick auf. Du hälst ihm ein Stück rohe Möhre hin. Der Hund schnüffelt an der Möhre, dreht sich um und geht. Möhre mag er nicht. Sein Verhalten hat sich nicht gelohnt.

Und genau hier wird es in der Praxis kompliziert.

Wenn du dir jetzt vorstellst, du hättest deinem Hund beibringen wollen am Tisch zu betteln, und hättest ihn für seinen zauberhaften Engelsblick mit einem Stück Möhre belohnen wollen, sprich: die Möhre als positiven Verstärker benutzen wollen, würde das Training kläglich scheitern, denn aus Sicht deines Hundes war die Möhre kein positiver Verstärker.

Den gleichen Fallstrick kannst du dir unabsichtlich ins Training einbauen.

Dein Hund hat eine super spannende Wildfährte entdeckt und schickt sich gerade an, dieser zu folgen. Du rufst ihn zurück – er kommt zu dir gelaufen – es gibt ein Bröckchen Hundefutter. Dein Hund schnüffelt daran, vielleicht nimmt er es sogar – dreht sich um und folgt der Wildfährte. Du rufst erneut, aber dein Hund dreht sich nicht einmal mehr zu dir um.

Du hast sein Verhalten (das Zurückkommen) nicht positiv verstärkt. Er wollte der Wildspur folgen, wollte schnüffeln und stöbern. Nicht essen. Und schon gar kein trockenes Hundefutter. Eine Verlorensuche auf der Rückspur wäre möglicherweise besser als Belohnung angekommen und der Hund hätte auch beim nächsten Mal freudig auf deinen Rückruf reagiert.

Denn letztendlich entscheidet der Hund, ob dein ausgewählter positiver Verstärker ihn wirklich belohnt oder ob er sich lieber naserümpfend weiter mit dem beschäftigt, was ihm gerade wichtig ist.

Einfach ausgedrückt bedeutet positive Verstärkung also, dass zur Belohnung etwas (für den Hund) Angenehmes, Schönes hinzugefügt wird.

Autorin: Dagmar Mariß

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