VERKNÜPFTE EMOTIONEN

Wenn wir mit unseren Hunden zusammenleben, dann müssen wir uns darüber bewusst sein, dass unsere Hunde jederzeit lernen. Und sie verknüpfen mit allem Gelernten auch Emotionen. Die können natürlich ganz verschieden aussehen: Angst, Freude, Wut/Frust, Trauer…

Kurz ein klein bisschen Theorie – wie so oft beim Lernen auch hier leider wieder nötig, um die Hintergründe ein wenig zu verstehen 😉

  • Emotionen haben eine Funktion. Der Körper reagiert auf ein Ereignis und es gibt Reaktionen/ Veränderungen im Körper -> z.B. erhöht sich der Herzschlag bei einer Angstreaktion, Hormone werden ausgeschüttet…
  • Durch die Emotion wird bewertet, was in der Situation zu erwarten ist und sie löst ggf. eine Handlung vom Hund aus -> z.B. Flucht bei Angst
  • Auch die Erwartung auf eine mögliche Situation, löst schon Emotionen aus
  • Hunde versuchen negative Emotionen zu minimieren und positive Emotionen zu erleben. Da sind unsere Hunde uns also wieder mal sehr ähnlich! Auch unsere Hunde wollen sich in ihrer Umwelt wohlfühlen. Wohlbefinden entsteht nicht, wenn lediglich negative Erfahrungen weitestgehend eingeschränkt werden. Positive Erfahrungen sind eine Grundbedingung für Wohlbefinden.

Aber was bedeutet das in der Praxis für uns? Worüber sollten wir uns Gedanken machen und was gilt es zu beachten?

Stell dir einmal euren Alltag vor. Wie sieht euer Tag so aus? Stell dir Situationen vor, wo dein Hund sich wohlfühlt und wo er sich eher unwohl fühlt. Beobachte vielleicht auch einfach mal dich eine Weile. Wie fühlst du dich in verschiedenen Situationen? Wie fühlst du dich, wenn dich im Geschäft jemand freundlich anspricht? Oder wenn dich ein anderer Autofahrer anmeckert und hupt? Oder dein Partner zum x-ten Male über irgendwas meckert, was du seiner Meinung nach falsch machst?

Viele Dinge, die unseren Hunden passieren, können wir Menschen gar nicht großartig beeinflussen. Ein freilaufender Hund, der einfach zu unserem kommt. Ein lauter Knall, der unseren Hund fürchterlich erschreckt. Aber natürlich auch tolle Dinge, wie ein daher hüpfendes Reh, hinterlassen bei unserem Hund natürlich Emotionen.

Sind wir also komplett raus aus der Nummer? Nein, natürlich nicht – ganz im Gegenteil, wir stecken mitten drin 🙂 .
Hier mal zwei Beispiele:

  • Das hüpfende Reh z.B. – in der Regel verhindern wir, dass unser Hund dem Reh nachjagt (Übrigens auch zu Recht – wir dürfen unsere Hunde nicht jagen lassen!) – aber da ist es tatsächlich entscheidend, wie wir das machen! Halten wir den Hund nur fest oder fügen wir gar Schreck- oder Schmerzreize hinzu, dann wird unser Hund ziemlich sicher die Situation mit Frust und Angst verbinden – warum er in Zukunft trotzdem höchstwahrscheinlich noch jagen wird, ist hier sehr schön erklärt: Jagen?! Bitte nicht!!!
    Diese Emotionen überträgt er ggf. sogar auf weitere anwesende Dinge, wie z.B. dich, einen Fahrradfahrer, der zufällig vorbeiradelt oder einen Papierkorb, der dort hängt. Später kann dir dann passieren, dass er bei solchen Dingen/Menschen genau diese Emotion verspürt (Angst, Frust) und dann z.B. bellt oder anders seine Angst zeigt.
    Jetzt fragst du dich, wie es anders gehen soll? Auch das wird dir im obigen Link erklärt 😉
  • Aber auch im ganz normalen Training – wie z.B. an der Leinenführigkeit, haben wir die emotionalen Verknüpfungen mit an Bord. Wenn du deinem Hund beibringen möchtest, dass er an lockerer Leine läuft, dann solltest du auf negative Einflüsse von deiner Seite aus verzichten. Dazu zählen an erster Stelle der Leinenruck. Sehr verlockend, weil er scheinbar erstmal funktioniert, aber er tut deinem Hund weh oder ist ihm zumindest unangenehm und so hast du schon die erste unangenehme Emotion (und auch hier hast du wieder die Gefahr von doofen Verknüpfungen, wie beim Reh beschrieben). Jetzt sagst du: „Ja, aber mein Hund zieht doch selbst wie wild!“ Das stimmt sehr oft, warum das so ist, wird hier sehr schön erklärt. Und nun? Na, zeige deinem Hund einfach, dass es toll ist, wenn er an lockerer Leine läuft und sich das für ihn lohnt. Dafür bestätigst du immer die Momente, wo dein Hund gerade etwas richtig macht. Lob ihn, gib ihm auch mal leckere Futterbröckchen und er wird sich in Zukunft freuen, wenn er neben dir an lockerer Leine läuft.

Hier jetzt ausführlich Trainingsansätze zu beschreiben, geht natürlich viel zu weit. Deswegen: Achte im Alltag mal drauf, wie oft dein Hund wohl negativen Emotionen durch die Umwelt oder auch durch dein Zutun verknüpft und überlege dir, was du ggf. daran ändern kannst. Denn das ist auch für dich zum Vorteil 🙂 . Umso öfter dein Hund gestresst oder gefrustet ist – also negative Gefühle verknüpft, umso angespannter wird er. Und irgendwann liegen die Nerven blank und er reagiert sehr oft übermäßig und in deinen Augen unangemessen.
Sind es viele Dinge von außen, die deinen Hund stressen, kannst du gezielt gegensteuern und z.B. den lauten Knall etwas netter machen. Denn auch trösten bei Angst kann helfen, die Emotionen zu verbessern, lies dazu gerne hier noch mal nach:
Trösten erlaubt?

Autorin: Christiane Jacobs

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