Alleine bleiben

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Wie wird ein Welpe auf das Alleinbleiben vorbereitet, bevor er in unsere Familie kommt? Wie gewöhnt sich ein Junghund, ein erwachsener Hund oder ein älterer Hund an das Alleinbleiben? Ob jung oder alt ... das Alleinbleiben will gelernt sein, denn nichts außer einem vernünftigen Training bereitet einen Hund – egal welchen Alters – ansonsten darauf vor.

Menschen, die mit dem Gedanken spielen, sich einen Hund anzuschaffen oder dies vielleicht schon getan haben, sollten sich darüber bewusst sein, dass das Alleinbleiben einem Hund nicht in die Wiege gelegt wird. Dazu ist immer ein Training erforderlich, was unter Umständen auch aufwendig sein kann. Da jedes Individuum seine eigene Persönlichkeit hat, kann man auch nicht vorhersehen, wie viel Trainingsaufwand auf einen zukommt oder ob nicht selbst ein in der Hinsicht sehr gut trainierter Hund irgendwann im Laufe seiner Entwicklung noch einmal Probleme mit dem Alleinbleiben bekommen wird.

Nicht immer sind Hunde, die allein gelassen werden, so entspannt, wie es sich für uns Menschen äußerlich darstellt. Oftmals leidet ein Hund vom Menschen unbemerkt mehr als es ihm gut tut, weil seine Persönlichkeit damit einfach nicht umgehen kann oder das Alleinbleiben einfach nicht gut und ausreichend genug geübt wurde. Es ist wichtig, sich immer wieder mal zu vergewissern, wie sich unser Hund in unserer Abwesenheit fühlt. Es mag sein, dass er augenscheinlich problemlos – damit meine ich, dass keine offensichtlichen Anzeichen von Trennungsstress erkennbar sind - mit unserer Abwesenheit klar kommt, aber dennoch „stumm“ leidet.

Der Trennungsstress eines Hundes sollte nicht erst dann ernst genommen werden, wenn der Mensch ein Problem damit bekommt, weil das Tier aus Frustration heraus destruktives/zerstörendes Verhalten zeigt oder das Bellen des Hundes Probleme mit der Nachbarschaft nach sich zieht. Generell kann man sagen, dass Hunde nicht dazu geschaffen sind, regelmäßig über einen sehr langen Zeitraum am Tag allein gelassen zu werden. Sicher kommen einige Hunde gut damit klar, einige Zeit des Tages ohne ihre Bezugsperson(en) zu überbrücken, weil sie in dieser Zeit vielleicht ihre Ruhephase haben oder ihnen eine vernünftige Alternative geboten wird. Die Zeiträume sind dabei so individuell wieder jeder Hund – allerdings kann der Alltag für einen Hund niemals so aussehen, dass er den größten Teil des Tages allein im Haus oder in der Wohnung verbringen muss. Wer also nicht gewährleisten kann, dass der Hund nur einen für ihn stressfrei gut und zu bewerkstelligenden Zeitraum alleinbleiben muss, sollte lieber von der Anschaffung eines Hundes Abstand nehmen.

Wenn ich ein Hund wäre ... würde ich mir wünschen, dass sich meine Menschen schon vor meiner Anschaffung ausreichend Gedanken darüber machen, ob und wie lange ich mal alleinbleiben muss, dass ich überhaupt erst einmal eine gewisse Zeit benötige, das Alleinbleiben zu erlernen und dass es in meinem Hundeleben Ereignisse – wie zum Beispiel eine Krankheit, die mich empfindlicher macht oder ein Umzug der Familie in eine neue Umgebung – geben kann, die mich anfällig für Trennungsstress machen und dann ein erneutes Training erforderlich werden lassen.

Autorin: Clarissa Mayer-Trommer - Tierpsychologische Beratung
Erschienen in der „Mein Herz bellt“ Ausgabe 16/2016

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Weitere Infos zum Thema Trennungsstress findet ihr hier in dem kostenlosen Video von Hey Fiffi: TRENNUNGSSTRESS ERKENNEN