MACH MAL SITZ!

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Ich bin immer wieder schwer beeindruckt, wieviel mein Hund Knicka von dem versteht, was ich ihm erzähle. Und wie er einzelne Signale aus meinem ganzen Wortschwall rausfiltert und dann genau weiß, was ich gerade von ihm möchte.
Ich weiß nicht, wie oft es Zufall ist. Oder wie oft er eher auf meine Körpersprache reagiert und mir vielleicht gar nicht zuhört. Das ist schwer zu beurteilen, schon aus dem Grund, weil ich ihn schlichtweg nicht fragen kann.

Und so kann ich natürlich den einen oder anderen Hundehalter verstehen, wenn sie draußen einfach enttäuscht sind, wenn ihre Hunde nicht kommen, wenn sie sie rufen. Oder sich der Hund nicht hinsetzt, obwohl sie doch ganz genau wissen, was gemeint ist.

Aber wissen sie das wirklich?

Nein, wissen sie nicht 😉 . Wenn dein Hund im Wohnzimmer gelernt hat, dass „sitz“ bedeutet, dass er seinen Poppes auf die Erde packen soll, dann kann er das leider nicht einfach auf andere Orte und Situationen übertragen. Da lernen unsere Hunde tatsächlich anders als wir! Wenn du also auch draußen möchtest, dass dein Hund sich hinsetzt, dann musst du das auch dort ganz kleinschrittig mit ihm üben und die Ablenkung dabei langsam verändern.

Um unseren Hunden ein Signal (Kommando) beizubringen, müssen wir gewisse Regeln einhalten, damit unsere Hunde überhaupt in der Lage sind, die neue Vokabel zu lernen.
Beim Beispiel „sitz“ dürfen wir das Wort eigentlich nur sagen, wenn sich unser Hund direkt im Anschluss auf das Wortsignal hinsetzt. Nur so kann er lernen: hinsetzen bedeutet „sitz“.

Ganz oft machen wir Menschen aber den Fehler und sagen „sitz“ und unser Hund bleibt stehen. Sein Gehirn lernt die Verknüpfung „sitz“ bedeutet stehen.
Umso öfter wir „sitz“ sagen, er aber steht, umso unwahrscheinlicher wird es, dass er sich hinsetzt. Er lernt gerade „sitz“ bedeutet stehen.

Aber wie machst du es jetzt am besten? Sag dein "sitz" erstmal immer nur, wenn dein Hund wirklich gerade sitzt. Bring ihm also erstmal "nur" die Vokabel bei. So lernt er: Sitzen heißt Sitzen ;-).
Und wenn er das verstanden hat, dann kannst du das Verhalten auch abfragen. Also "sitz" sagen, wenn möchtest, dass er sich hinsetzt :-).

Stell dir am besten vor, dass du deinem Hund gerade eine schwierige Fremdsprache (und das ist unsere Sprache für unsere Hunde) beibringst und er diese wirklich nur lernen kann, wenn er immer wieder dieselbe Verknüpfung macht.

Mach dir klar, dass es um die 1000 Wiederholungen in verschiedenen Situationen braucht, bis dein Hund das Signal wirklich zuverlässig ausführen kann bzw. dass er überhaupt weiß, was es bedeutet.
Das heißt aber, es müssen 1000 RICHTIGE Verknüpfungen gewesen sein. Sagst du „sitz“, wenn er steht, zählt das natürlich nicht 😉 .

Wenn dein Hund sich trotz vieler, vieler Wiederholungen nicht hinsetzt, wenn du es ihm sagst und du dir sicher bist, dass er es aber in diesem Umfeld (Kontext) eigentlich kann. Dann unterstelle ihm trotzdem keine Sturheit – oftmals gibt es einen wirklich wichtigen Grund für deinen Hund, dass er das Signal in dem Moment nicht ausführen kann.
Nimm das nicht persönlich, sondern überlege, wie du ihm beim nächsten Mal helfen kannst, dass es besser klappt. Und denk dran: Jetzt nicht zig Mal „sitz“ sagen 😉 .

Und wenn du jetzt denkst: „Puh, das ist aber anstrengend, meinem Hund was so richtig gut beizubringen!“, dann gebe ich dir recht. Das ist wirklich anstrengend! Für euch Beide.

Aber viele Signale kann man so ganz nebenbei aufbauen – ohne sie gezielt zu trainieren. So möchte ich z.B. gerade aufbauen, dass Knicka zügig mit mir mitläuft. Dafür sage ich unser neues Signal „Flotti-Karotti“ jetzt einfach jedes Mal, wenn er eh schon zügig mit mir mitläuft. Das mache ich einfach die nächsten Wochen und irgendwann wird er dann wissen, dass „Flotti-Karotti“ zügig mitlaufen bedeutet. Schnüffelt er sich dann irgendwo fest, kann ich ihn mit dem Signal abrufen und wenn er dann „Flotti-Karotti“ weiterläuft, dann werde ich das natürlich gebührend belohnen. Aber jetzt im ersten Schritt geht es mir erstmal nur darum, dass er die Vokabel lernt und das einfach so nebenbei 🙂 . Beim „sitz“ kannst du das übrigens genauso machen. Immer wenn dein Hund sich gerade eh hinsetzt, sagst du „sitz“ und so lernt er das Sitzen auf Signal ganz nebenbei.

Autorin: Christiane Jacobs

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