GESCHMACKSVERMEIDELERNEN

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Ein für mich sehr wichtiges Thema, weil wir gerade rund ums Fressen unserer Hunde immer noch viele dumme Kommentare und Tipps bekommen, wenn ein Hund nicht fressen mag. Den schlimmsten finde ich: „Ein Hund verhungert nicht vorm vollen Napf!“.
Natürlich verhungert er nicht, weil er natürlich ein Bedürfnis nach Überleben hat! Aber es ist schlichtweg unfair, seinem Hund nicht zu helfen, wenn er Probleme hat, seine tägliche Tagesration an Futter aufzunehmen. Das kann ganz viele Ursachen haben, z.B. Gesundheitliche. Ihm schmeckt vielleicht das Futter einfach nicht oder wir haben ihm beigebracht, dass es immer noch was Besseres gibt, wenn er uns treu anschaut.
Wobei ich auch da die Erfahrung gemacht habe, dass viele Hunde nicht dauerhaft „Fastfood“ möchten, sondern dann auch wieder auf „vernünftiges“ Futter zurückgreifen, wenn sie die Wahl haben.

Aber jetzt zurück zum Thema. Geschmacksvermeidelernen! Was ist das?

Besonders ausgeprägt ist diese Lernform bei Lebewesen, die ein breit gefächertes Nahrungsangebot haben. Wir Menschen kennen das nur zu gut. Haben wir Abends bei Freunden lecker Fisch gegessen und uns wird Nachts speiübel, dann können wir oftmals jahrelang keinen Fisch mehr essen. Und das obwohl rauskommt, dass der Fisch gar nicht verdorben war, sondern uns einfach nur zufällig zeitnah schlecht wurde aufgrund eines Virus.

Was war passiert? Unser Gehirn verknüpft das Essen mit der Übelkeit – ähnlich wie bei der Klassischen Konditionierung, aber mit einem z.T. stundenlangen Zeitfenster zwischen Essen und der Folge darauf. Und in der Zukunft möchte unser Körper natürlich Schaden vermeiden und suggeriert uns, dass das Essen nicht genießbar für uns ist.

Bei unseren Hunden ist das ganz ähnlich. Fressen sie ein Futter und ihnen wird später schlecht oder sie bekommen Bauchweh, dann verknüpft das Gehirn womöglich, dass das Fressen nicht gut für sie war. Setzen wir ihnen nun das nächste Mal dasselbe Futter vor, dann fressen sie es einfach nicht. Ihr Gehirn sagt quasi „Stopp! Gefahr!“

Haben wir jetzt einen Hund der dauerhaft und vielleicht sogar unerkannt, sehr oft an Bauchweh leidet, dann kann es passieren, dass er generell Fressen mit „Gefahr“ verknüpft und es in der Zukunft immer schwieriger wird ihn zu füttern. Natürlich können auch andere Ursachen als Bauchweh dafür in Frage kommen. Z.B. Schluckbeschwerden – dann sind wir aber nicht mehr beim Geschmacksvermeidelernen 😉 .

Also, was tun, wenn dein Hund sein Futter nicht fressen will? Schau genau hin!
  • Stecken gesundheitliche Probleme dahinter? Magenschmerzen/Sodbrennen zeigen sich z.B. durch Schmatzen, Dehnen des Körpers (mit Vorderkörpertiefstellung), andere Liegeposition als sonst
  • Schmeckt ihm das Futter einfach nicht? Oder die Bröckchen haben nicht die passende Größe, Konsistenz? Auch unsere Hunde mögen Abwechslung bzw. nicht jedes Futter!
  • Bringst du ihm bei, dass es sich lohnt, genau dieses Futter NICHT zu fressen?

Und wenn du gar nicht dahinter kommst, dann nimm dir ggf. einen guten Trainer dazu und schaut, ob vielleicht Stress oder sonst irgendwas hinter der Futterverweigerung steckt! Aber sag nicht einfach: „Es ist noch kein Hund vorm vollen Napf verhungert!“

Englischsprachiges zum Thema findet ihr hier:
https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/B9780128093245025992

Gute Trainer findest du hier oder hier!

Autorin: Christiane Jacobs

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