GEFUNDENES FRESSEN

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Hast du vielleicht auch so einen Staubsaugerhund, der alles, was er findet, innerhalb weniger Sekunden verschlungen hat? Mit dem entspannte Spaziergänge kaum mehr möglich sind, weil er überall etwas findet, das er fressen möchte? Selbst, wenn es sich um ungenießbare Dinge handelt?
Was ist da los mit diesen Hunden, die auf dem Spaziergang ihre Nase nur noch auf dem Boden haben und alles in sich hineinwürgen, was auch nur annähernd nach Essen aussieht?

Schauen wir uns hierzu einmal die Geschichte der Hunde genauer an:

Vor vielen tausend Jahren gab es ja noch gar keine Haushunde wie wir sie heute kennen. Es gab Wölfe, die in der Wildnis lebten und sich von der Jagd auf Tiere ernährten. Irgendwann sind sie darauf gekommen, dass es bei den Menschen immer sehr schmackhafte Essensreste und auch menschliche Exkremente gab. Es gab damals keine Müllabfuhr oder Kanalisation und so lagen sowohl Abfälle als auch Fäkalien offen herum und mussten von den Wölfen nur „eingesammelt“ werden. Diese Form der Verpflegung war für die Wölfe natürlich nicht so anstrengend wie die oft erfolglose Jagd auf Tiere. So legten sie den Grundstein für die Beziehung zum Menschen.

Auch nach der Domestikation, also als der Wolf von damals längst ein Haushund geworden war, wurden Hunde gehalten, um die Reste der Menschen zu entsorgen, d.h. zu fressen. Denn Abfälle lockten Ratten an und waren in kurzer Zeit mit Keimen besiedelt, die die Menschen krank machten. Da war der Hund ein willkommener Helfer, der sich um das Abfallproblem sehr gut kümmerte.

Heute müssen unsere Hunde keine Abfälle von den Menschen mehr fressen, aber die Nahrungssuche und Nahrungsaufnahme ist nach diesen vielen tausend Jahren ein angeborenes Instinktverhalten der Hunde. Das bedeutet, dass diese Handlungen in genetisch vorgegebener Art und Weise ablaufen.

Das Instinktverhalten wird, ebenso wie ein Reflex, ausgelöst durch einen Reiz (= das vermeintlich Fressbare). Wenn die innere Bereitschaft zu fressen hoch ist, genügt bereits ein schwacher Reiz für die Nahrungsaufnahme.

Diese Verhaltensweisen können durch erlerntes Verhalten bereichert sein, d.h. bei einem Hund, der einige Jahre im Ausland auf der Straße gelebt hat und sich dort von Abfällen der Menschen ernähren musste, wird das Verhalten der Nahrungssuche und –aufnahme noch deutlich stärker ausgeprägt sein als bei einem Hund, der gut behütet und wohlgenährt in Deutschland aufgezogen wurde.

Auch wenn du mit deinem Hund geübt hast, dass du ihn mit einem „Nein“, „Pfui“ oder „Aus“ vom Fressen abhalten kannst, so wird das Instinktverhalten Nahrungssuche und Nahrungsaufnahme dieses antrainierte Verhalten immer wieder überlagern. Weil es eben angeboren und genetisch fest verankert ist in deinem Hund.

Du siehst, es macht nicht viel Sinn, deinem Hund das gefundene Fressen einfach zu verbieten.

Natürlich heißt das nicht, dass du deinen Hund nun alles fressen lassen sollst, was er so findet! Die Gefahr, dass er dabei zu Schaden kommt, ist viel zu groß, im Zeitalter von Giftködern und Plastikmüllproblemen.

Aber ein gutes Training kann das Risiko auf ein Minimum reduzieren.

Bringe deinem Hund bei, die Sachen, die er eigentlich gern essen würde, anzuzeigen und dafür eine fulminante Belohnung zu erhalten. Dann habt ihr eine reelle Chance, dass Giftköder, Kot und Verpackungsmüll nicht mehr im Hundemagen landen.

Anmerken möchte ich noch, dass das alles nur für gesunde Hunde zutrifft. Insbesondere das Kotfressen kann sowohl Mangelerscheinungen als Ursache haben als auch eine Verhaltensstörung sein.

Autorin: Dagmar Mariß

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