Gerade im Spiel zwischen zwei Hunden können wir oftmals eine kurze, frontale Ausrichtung eines Hundes auf den Anderen beobachten.
Bei sogenannten Jagdspielen, wo ein Hund den anderen jagt, dreht sich der spielerisch „Gejagte“ kurz um und stoppt so den „Jagenden“.
Oftmals wird dadurch ein Rollentausch oder auch eine Pause eingeleitet. Es gibt dem „Gejagten“ die Möglichkeit zu zeigen, wenn es ihm zu viel wird.
Ist die Aufregung bei dem „Jagenden“ zu hoch oder der Wunsch nach „ich will aber weiterjagen – YEAAAAHHHH“ zu groß, dann wird so ein Stopp-Signal „übersehen“.
Und da ist die Stelle, wo wir Menschen die Hunde unterstützen sollten.
Im Video sieht man im ersten Teil den Versuch von Welpe Allie die Beagle-Dame Bille zu stoppen. Als die frontale Ausrichtung nicht den gewünschten Erfolg bringt, geht sie einen Schritt weiter und springt kurz an Bille hoch und deutet ein „Abschnappen“ an. In der Eskalationsleiter ist sie damit eine Stufe weiter nach oben gerutscht, einfach um deutlicher zu kommunizieren, dass es ihr zu viel wird. Als auch das nicht hilft, verliert sie die Nerven (Interpretation) und versucht Bille durch Flüchten zu entkommen.
Und da war dann auch der Moment, wo wir unterstützend eingegriffen haben und die Interaktion freundlich beendet haben.
Im zweiten Teil sehen wir wieder Allie, diesmal in der Interaktion mit der kleinen Gracie. Die Zwei kommen sich näher und als es Allie zu nah wird, dreht sie sich zu Gracie um und schaut diese direkt an. Gracie bleibt daraufhin direkt stehen und reagiert so auf die Bitte Abstand zu halten. Und nach der zweiten Bitte von Allie geht Gracie dann sogar ganz weg.
Warum ich euch das überhaupt erzähle? Na, unsere Hunde lernen in solchen Situationen „Strategien“ im Umgang mit anderen Hunden. Die Welpen in der sensiblen Phase deutlich nachhaltiger, aber auch auf Hundewiesen lernen natürlich die erwachsenen Hunde immer wieder aufs Neue, welche Strategien helfen, um ihre „Wünsche“ umzusetzen.
Am Beispiel von Allie können wir folgendes festhalten:
In der Interaktion mit Bille hat sie gelernt:
„frontale Ausrichtung“ -> bringt NICHTS
„abschnappen“ -> bringt NICHTS
weiteres Abwehrverhalten -> fehlte der Mut
Nur die (kopflose) Flucht hilft, um die eigene Haut zu retten.
Fühlt sich nicht gut an für Allie – ich denke, da sind wir uns einig!
In der Interaktion mit Gracie hat sie gelernt:
„direkter Blickkontakt“ -> KLAPPT!
„frontale Ausrichtung“ -> KLAPPT!
Fühlt sich gut an für Allie – sie lernt, dass Verhalten lohnt sich für sie und der andere Hund respektiert ihren Wunsch nach Abstand.
Würde Allie jetzt vorwiegend mit Hundetypen wie Bille zusammentreffen, dann würde sie irgendwann die „frontale Ausrichtung“ nicht mehr ausprobieren, weil sie einfach nicht funktioniert. Sie würde immer schneller kopflos flüchten und andere Hunde mit negativen Emotionen verknüpfen. Kann man nachvollziehen, oder?
Und Bille würde lernen, dass das einen Mordsgaudi bringt, wenn man solche Hundetypen jagt. Also auch nicht das, was wir unseren Hunden beibringen sollten.
Deswegen: Schau hin, wenn dein Hund in der Interaktion mit einem Anderen ist! Was lernt er? Und fühlen sich beide Hunde wohl?
Wenn du dir nicht sicher bist, dann nimm dir einen guten Trainer dazu und achte gerade in der Welpenschule darauf, dass solche Dinge berücksichtigt werden!
Autorin: Christiane Jacobs
Musik: Augustoscx
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