Bindung bezeichnet eine „besonders enge soziale Beziehung zu einem anderen Individuum“ (Quelle: Wikipedia). Schon vor mehreren Jahren wurde die aus der kindlichen Pädagogik bekannte „Bindungstheorie“ mit verschiedenen Bindungsformen auf Hunde übertragen. Eine wichtige Voraussetzung für die Bindungsfähigkeit zum Menschen ist demnach, dass der Hund in den ersten 4 Lebensmonaten Kontakt zu diesem hatte.
Wie die Bindung im Einzelnen aussieht ist dabei sehr individuell. Als Eckpunkte kann man wohl sagen, eine gute Bindung zeichnet aus, dass der Hund seine Bezugsperson erkennt, er sich in Gegenwart seines Menschen sicher fühlt und bei ihm Schutz sucht.
„Du hast ja gar keine Bindung zu deinem Hund!“
Ich erlebe häufig, dass Menschen sich über eine mangelnde Bindung des Hundes sorgen, wenn der Hund sich auf dem Spaziergang für andere Dinge interessiert: Wenn er Jagdverhalten zeigt, wenn er schnüffelt, wenn er lieber zu anderen Hunden rennt, als bei Frauchen mit dem Ball zu spielen. Wenn er sich lieber im Schatten niederlässt als auf dem Schoß oder wenn er nachts den kühlen Küchenfußboden dem gemeinsamen Bett vorzieht.
Ich stelle mir dann immer Folgendes vor: Mein Partner lädt mich ins Kino ein und während ich den Film schaue, beschwert er sich darüber, dass ich lieber zur Leinwand gucke als mich den ganzen Abend nur mit ihm zu beschäftigen und ob ich ihn nicht mehr lieben würde? Oder ich lese abends nach Feierabend ein gutes Buch und mein Freund fühlt sich davon zurückgesetzt. Wäre seltsam, oder?
Ich denke, so geht es den Hunden auch. Sind wir mit ihnen auf einem Spaziergang, dann ist hier alles spannend: Hier ein Hase, dort eine spannende Spur, hier ein Hund und dort ein Vogel im Gebüsch… alles fordert die Aufmerksamkeit, je nach Veranlagung und Rasse in unterschiedlicher Stärke.
Das Erkunden gehört zum natürlichen Verhaltensrepertoire des Hundes, hierbei werden Glückshormone freigesetzt, die den Hund in eine gewisse Aufregung versetzen, vergleichbar mit einem Kind in der Spielwarenabteilung.
Wenn der Hund sich unterwegs also mehr um die Umwelt, als um Herrchen kümmert, so ist das kein Zeichen einer schlechten Bindung, es ist zunächst mal völlig normales Hundeverhalten.
Wie kann man die Bindung fördern?
Eine gute Bindung zum Hund ist wie bereits gesagt individuell sehr unterschiedlich. Man kann sie nicht so sehr pauschal an irgendwelchen Dingen festmache, da manche Hunde lieber kuscheln als andere, manche einen größeren Radius um ihre Bezugsperson haben, der eine Hund super gerne mitarbeitet und der andere lieber sein eigenes Ding macht.
Der erste Schritt zu einer guten Bindung wäre in meinen Augen daher, dass man den eigenen Hund so annimmt, wie er ist. Kontaktlieger, Kuschler, Einzelgänger, Kalt- oder Warmschläfer, Jagdhund oder Wasserratte. Erkenne seine Bedürfnisse und gib ihm die Möglichkeit, diese auszuleben, wenn es machbar ist.
Unser erster Hund (langhaarig) hat z.B. am liebsten im Vorgarten geschlafen, was er auch fast den ganzen Tag machen durfte. Hingegen kann ich meinen aktuellen Hund nicht die Rehe jagen lassen und schaue, dass ich das Bedürfnis anderweitig befriedige.
Eigne Dir Kenntnisse über die hündische Körpersprache an, um erkennen zu können, was dein Hund Dir sagen möchte. Lass deinen Hund schnüffeln, lass ihn vielleicht auch mal den Weg aussuchen.
Der Hund wird merken, dass du seine Bedürfnisse wahrnimmst und darauf eingehst und das wird eure Bindung auf jeden Fall stärken.
Vermittle dem Hund deine Regeln und Signale, indem du gutes Verhalten förderst und bestärkst und auf Strafe möglichst verzichtest. Strafe macht dich für den Hund häufig unberechenbar, da sie für den Hund quasi aus dem Nichts kommt und der Hund nicht weiß, worauf sich diese bezieht. Berechenbarkeit und Verlässlichkeit sind aber unerlässlich für eine sichere Bindung.
Habt Spaß zusammen: Tobt im Garten oder im Wald, balanciert auf Baumstämmen, geht ins Wasser oder zergelt mit einem Handtuch. Tut, was immer euch beiden Spaß bringt.
Und kommt so in Verbindung!
Autorin: Nadine Schiffer
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