Hundebegegnungen – Die Zicke

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Ich möchte dir heute was von einer Hundebegegnung erzählen, die ich vorhin beobachtet habe. Das war ganz schön spannend, weil ich das Gespräch von den Menschen dazu belauschen konnte und mal wieder gemerkt habe, wie viele Missverständnisse es doch immer wieder zwischen Mensch und Hund gibt.

Eine kleine Terrier-Hundedame läuft den Weg entlang und es kommt ihr eine andere, gleichgroße Hundedame entgegen. Ich sehe direkt, wie die Terrier-Hündin die andere mit ihrem Blick fixiert und frontal auf sie zuläuft. Beide Hündinnen sind angeleint und die Besitzerin des Terriers sagt zu der anderen Hundebesitzerin: „Vorsicht, meine ist zickig!“

Beide lassen aber ihre Hunde weiter aufeinander zu laufen und als die beiden direkt voreinander stehen, fängt die Terrier-Hündin an zu knurren und schnappt auch kurz nach der anderen Hündin. Natürlich bremst die Besitzerin sie in dem Moment mit der Leine aus und zieht sie zurück. Ich höre noch, wie die Besitzerin kopfschüttelnd sagt: „Erst will sie hin und dann zickt sie so rum! Ich verstehe es einfach nicht!“

Hey, für mich liegt das klar auf der Hand. Fridolin hatte kürzlich hier was über den Blickkontakt bei uns Hunden geschrieben und da kam ja raus, dass direkter, anhaltender Blickkontakt als Bitte um mehr Abstand bzw. als Drohung zu werten ist.

Sie geht also mit diesem fixierenden Blick und ihrer gerade ausgerichteten Körperachse (auch dazu findet ihr hier noch mehr Infos) auf die anderen Hündin zu und will ihr in diesem Moment damit klar machen: „Hey, verschwinde hier!! Ich will nicht, dass du in meiner Nähe bist!“

Warum sie die Nähe nicht möchte, kann natürlich viele Gründe haben. Einer davon kann Konkurrenz sein. In dem Fall waren es ja beides Hündinnen, die ggf. um dieselben Rüden konkurrieren. Nachwuchs zu bekommen, ist für unser Überleben von großer Bedeutung und deswegen tief in uns verankert -wie bei euch Menschen auch. Bekommen wir keinen Nachwuchs, sterben wir irgendwann aus und das wollen wir natürlich nicht!

Vielleicht mag die Hündin aber auch einfach keine fremden Hunde. Auch das kannst du dir ähnlich wie bei euch Menschen vorstellen. Manche treffen gerne fremde Menschen und quatschen mit denen drauf los, andere mögen lieber Abstand und sind für Smalltalk gar nicht zu haben. Denen fällt dann selbst ein "Guten Tag" schwer.

Vielleicht hat die Hündin mal schlechte Erfahrungen gemacht mit einer ähnlichen Hündin…. du siehst schon, es gibt mal wieder zig Möglichkeiten. Was jetzt genau mit der Hündin los ist, kann ich dir nicht sagen. Wir hatten keinen direkten Kontakt und ich konnte sie nicht fragen.

Was ich aber auf jeden Fall sagen kann, auch für die Hündin ist es kein schönes Gefühl, wenn sie andere vertreiben muss. Jetzt fragst du dich: „Aber warum macht sie es denn dann??“ Na, weil sie es nicht anders gelernt hat und weil es in der Vergangenheit funktioniert hat! Spätestens, wenn sie nach dem anderen Hund happst, dann trennen die Besitzer die Hunde und der andere Hund wird in der Regel recht schnell auf Abstand zu der Hündin gebracht. Also genau das, was die Hündin haben möchte - mehr Abstand.

Dass sie dafür den Abstand erst verkleinert, hört sich im ersten Moment etwas unsinnig an, aber sie hat in der Vergangenheit vielleicht gelernt, dass es ihr nichts bringt, wenn sie z. B. freundlich signalisiert - indem sie einen Bogen läuft - dass sie mehr Abstand möchte, weil sie an der Leine doch direkt zu dem anderen Hund geführt wird, um mal kurz „Hallo“ zu sagen.

Ja, an dieser Stelle muss ich es einfach mal los werden: „Wir wollen nicht immer jedem und allem HALLO sagen!“ Genauso, wie ihr auch nicht. Auch nicht, wenn es für den Hundebesitzer, wie in diesem Fall, auf den ersten Blick so aussieht!

So, aber was kannst du jetzt tun, wenn du vielleicht auch so einen Hund hast (Rüden machen das übrigens genauso) und ihm einfach helfen möchtest, freundlicher zu sein. Bring ihm bei, dass er auch selber weggehen kann in solchen Situationen und dadurch den Abstand bekommt.

Wie das geht, kann man hier natürlich nicht mal eben so erklären und es gibt auch kein Allheilmittel dafür. Wir Hunde sind alle Individuen und dementsprechend musst du es mit jedem auch angepasst trainieren. Was wichtig ist, dass du dem Hund in solchen Situationen nicht noch mehr Stress machst, indem du mit ihm schimpfst oder an der Leine ruckst. Das macht sein Verhalten im ungünstigsten Fall noch schlimmer! Für deinen Hund ist die Situation echt doof und er braucht deine Hilfe. Unterstütze ihn und hol dir gerne auch Hilfe dabei!

Gib acht auf dich und deinen vierbeinigen Freund! Ich wünsch dir eine schöne Zeit und freu mich schon, wenn wir uns hier bald wieder treffen.