VERHALTEN VERÄNDERN

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Immer, immer, immer, wenn wir unseren Hunden etwas beibringen oder abgewöhnen wollen, müssen wir uns bewusst machen, was wir eigentlich von unseren Hunden wollen und wie wir ihnen das beibringen.

Unsere Hunde lernen ähnlich wie wir Menschen und wir können wohl alle nachvollziehen, dass einiges schnell zu lernen ist, manche Gewohnheiten aber nur schwer abzulegen sind – und genauso geht es unseren Hunden auch.
Wenn wir also ein Verhalten verändern wollen, dann müssen wir idealerweise erst die Ursache dafür finden, Bedürfnisse berücksichtigen und dann die Situation so verändern, dass Lernen und die Verhaltensänderung überhaupt möglich sind.

Grob gesagt gibt es 2 Möglichkeiten, um Verhalten zu verändern:

  • Ich versuche, das Verhalten weniger gezeigt wird. Ich hemme also Verhalten – arbeite über Strafe
  • Ich versuche, das Verhalten häufiger gezeigt wird. Ich vermehre also Verhalten – arbeite über Verstärkung

Warum schreibe ich: „Ich versuche…“? Weil es tatsächlich ein Versuch ist und ich im Nachhinein schauen muss, ob das tatsächlich geklappt hat. Ich muss also schauen, ob das Verhalten wirklich weniger oder mehr wird – je nach Trainingsansatz und kann dann daran erkennen, ob mein Training überhaupt funktioniert oder ob ich es ggf. anpassen muss.

Soviel zur Theorie – jetzt ab zur Praxis mit Beispielen 🙂
  • Wenn du deinem Hund ein Sitz beibringen möchtest, dann macht es Sinn, über Verstärkung zu arbeiten. Du möchtest ja, dass er sich in Zukunft öfter hinsetzt, wenn du dein Signal dazu gibst. Du verstärkst also jedes Hinsetzen und wenn du alles richtig machst, dann setzt sich dein Hund in Zukunft auf dein Signal hin -> lies dazu auch gerne hier: Mach mal SITZ!
  • Wenn du möchtest, dass dein Hund an lockerer Leine läuft, dann macht es auch hier Sinn das richtige Verhalten zu verstärken und damit mehr werden zu lassen. Jedes Mal, wenn die Leine locker ist, lobst und belohnst du deinen Hund und er wird dann immer öfter an lockerer Leine laufen. Warum er das nicht automatisch kann, lies gerne hier nochmal nach: Warum ziehe ich eigentlich an der Leine?
  • Dein Hund springt dich immer an, dass möchtest du verständlicher Weise nicht. Du rammst ihm nun jedes Mal dein Knie entgegen, das tut ihm weh! Damit hemmst du sein Verhalten und er wird dich in Zukunft nicht mehr anspringen! Du arbeitest über Strafe!
    Es gibt übrigens auch eine deutlich schönere Art ihm das Anspringen abzugewöhnen! Schau dazu gerne hier: #PositiveRocks: Anspringen
  • Dein Hund geht jagen, dass musst du natürlich verhindern! Du erschreckst ihn jedes Mal richtig, richtig feste, damit er damit aufhört. Du hemmst also sein Verhalten und er geht in Zukunft nicht mehr jagen!
    Stimmt das wirklich? Eher nein, lies hier warum du es besser anders machst:
    #PositiveRocks: Jagen?! Bitte nicht!!!
Jagen?! Bitte nicht!!!
Cartoon: #PositiveRocks – Klicke auf das Bild, um zu der Kampagne zu gelangen

Bild mit freundlicher Genehmigung des IBH geteilt.

Ich denke, dir fallen jetzt noch viele weitere Beispiele ein 🙂 .
Bitte bedenke bei deinem Training, dass jedes Mal auch Emotionen mit verknüpft werden (bei Strafe natürlich Negative) -> dazu schau gerne hier: Verknüpfte Emotionen

Also fassen wir noch mal zusammen: Um Verhalten zu verändern haben wir zwei Möglichkeiten! Entweder unterdrücken wir Verhalten, welches wir nicht sehen wollen oder belohnen Verhalten, was wir öfter sehen wollen!
Und noch was Tolles: Wir können auch Alternativverhalten aufbauen, die unser Hund statt unerwünschtem Verhalten zeigen soll. Das bedeutet, auch bei unerwünschtem Verhalten müssen wir nicht über Hemmen/Strafen arbeiten 🙂 .

In der Praxis ist mir kürzlich ein Beispiel über den Weg gelaufen, dass ich euch hier nicht vorenthalten möchte und weswegen ich diesen Artikel überhaupt geschrieben habe. Ich hoffe, ihr versteht nun, warum dieser Trainingsansatz gar nicht funktionieren kann und würdet, sofern euch dieser Tipp gegeben wird, es auf keinen Fall ausprobieren!

Stell dir vor, du möchtest, dass dein Hund zu dir gelaufen kommt, wenn du ihn rufst (Rückruf). Nun kommt er aber nicht! Der Hund bleibt stehen und guckt dich an. In dem Beispiel wurde dem Hundehalter geraten, eine Rappeldose nach/neben dem Hund zu werfen, weil dieser das Signal „Hiiiiieeer“ nicht befolgt hat. Das „nicht kommen“ sollte also bestraft werden!
Aber was erreichen wir damit? Über Strafe – und ja, Rappeldose werfen ist Strafe – hemmen wir Verhalten! Wir bestrafen in dem Moment das stehen und das Angucken des Besitzers, was daraufhin gehemmt wird und in Zukunft weniger gezeigt wird.
Wird der Hund in Zukunft auf das „Hiiiiieeer“ kommen? Wohl eher nicht. Wenn überhaupt, dann eher zufällig oder weil er ängstlich zum Herrchen läuft, um dort Schutz zu suchen. Er könnte aber genauso gut panisch weglaufen. Fakt ist, es werden jede Menge negative Emotionen mitverknüpft.

Der einzige Weg, einen guten Rückruf aufzubauen, ist Verhalten zu vermehren! Nämlich, dass auf dich zulaufen muss immer wieder belohnt werden, damit dein Hund es immer öfter zeigt. Es muss mit dem Signal verknüpft werden, damit dein Hund überhaupt weiß, was du von ihm willst und die Belohnungen sollten vielfältig und toll für deinen Hund sein. Bedenke, dass es eine großartige Leistung ist, wenn dein Hund sein Tun unterbricht und zu dir gelaufen kommt!
Wie man einen guten Rückruf aufbaut, kannst du dir hier von Locke erklären lassen: Du rufst – ich komme!

Autorin: Christiane Jacobs

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