Vielleicht hast du eine der folgenden Situationen bei deinem Hund schon einmal beobachten können:
Beispiel EINS:
Du gehst mit deinem Hund spazieren. Ihr schlendert durch den Wald, euer Weg führt euch durch einen schmalen, romantischen Pfad.
Plötzlich bleibt dein Hund wie angewurzelt stehen, bewegt keinen einzigen Muskel mehr. Sein Maul ist fest geschlossen, seine Augen fest auf einen Punkt gerichtet. Du folgst seinem Blick und siehst, dass ein fremder Hund an kurzer Leine schnurstracks auf euch zu geführt wird.
Beispiel ZWEI:
Du gehst mit deinem Hund spazieren. Du hast deinen Hund abgeleint, weil du weißt, dass der Rückruf gut funktioniert. Plötzlich nähert sich von hinten ein Auto mit ziemlich hoher Geschwindigkeit. Dein Hund ist bereits 50 Meter vor dir in eine Schnüffelstelle vertieft. Er nimmt das Auto nicht wahr.
Jetzt bekommst du Angst und rufst deinen Hund schnell zu dir heran. Dieser schaut zwar auf, überlegt aber kurz, ob er sich wirklich von dieser äußerst attraktiven Stelle zu lösen vermag.
Panik steigt in dir auf, denn das Auto kommt immer näher.
Du rufst deinen Hund lautstark und mittlerweile ziemlich unbeherrscht. Du starrst ihn dabei völlig panisch an, als hättest du die Möglichkeit, ihn mit telepathischen Kräften zu dir heran zu “angeln“.
Dieser hatte sich gerade zu dir auf den Weg gemacht, als du jedoch so laut und beinahe schrill mit panischer Stimme nach ihm rufst, bleibt er mitten auf dem Weg ganz unvermittelt stehen und rührt sich nicht mehr vom Fleck.
Das sind nur zwei Beispiele von vielen.
Warum tut dein Hund das?
In allen Situationen, in den der Hund so starr und unbeweglich stehen bleibt, zeigt er ganz unmissverständlich: „Ich befinde mich in einem Konflikt!“
Hunde verfallen in einem Konflikt in eben diese Unbeweglichkeit, dem sogenannten Einfrieren (freeze), weil ihr Gehirn gerade nicht entscheiden kann, was am besten zu tun ist. Es befindet sich in einem Zustand wie ein Computer, der sich „aufgehängt“ hat.
Besonders häufig kann dieses Verhalten im Kontakt zu anderen Hunden beobachtet werden, unabhängig davon, ob die Hunde sich kennen oder ob es die erste Begegnung ist. Wie das Einfrieren aus Hundesicht aussieht, hat Locke hier sehr schön erklärt.
In Beispiel ZWEI ist es so, dass der Hund in einem Konflikt mit dir steht. Du rufst ihn mit dem ihm bekannten Signal, deine Stimme und deine auf ihn gerichtete Körpersprache sagen ihm jedoch genau das Gegenteil.
Aufgrund deiner körpersprachlichen Bedrohung ist er nun in dem Konflikt, dass er zwar zu dir laufen möchte, aber nicht kann, weil er der Bedrohung natürlich entgehen möchte.
Wie lange der Hund so erstarrt stehen bleibt, ist sehr unterschiedlich. Manchmal dauert es nur wenige Sekunden bis ein anderes Verhalten gezeigt wird, ein anderes Mal bleibt der Hund in dieser Starre bis die Situation vorüber ist.
Wie soll ich reagieren, wenn mein Hund einfriert?
Das ist leider so pauschal nicht zu beantworten. Wie immer ist auch hier die Ursache des Verhaltens der Schlüssel.
In Beispiel ZWEI kannst du ihm helfen, indem du deine Körperhaltung und Tonlage veränderst und es ihm somit erleichterst, zu dir zu kommen.
Friert dein Hund jedoch z.B. in einer Hundebegegnung ein und schafft es nicht mehr, irgendeine Entscheidung zu treffen, solltest du ihn unbedingt unterstützen und ihm behutsam aus der Situation helfen.
Wenn du nicht weißt, wie du ihm beistehen kannst, dann such dir einen kompetenten Trainer, der dir in den Situationen zeigt, wie du deinem Hund helfen kannst.
Autor: Dagmar Mariß
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