Ein persönlicher Erfahrungsbericht!
Knicka ist ein fast 8-jähriger Kleinpudelrüde, der seit dem letzten Jahr kastriert ist. Läufige Hündinnen haben ihm schon immer etwas den Kopf verdreht – naja, vielleicht auch etwa mehr 😉 – aber auch mit der Kastration hat sich da nicht allzu viel verändert.
Warum ich das erzähle? Weil es die letzten Tage unser Leben ziemlich bestimmt und ich viele Beobachtungen gemacht habe, die ich einfach teilen möchte. Zum einen natürlich reichlich Beobachtungen bei Knicka, aber auch Witzeleien von Hundehaltern, denen gar nicht bewusst ist, dass auch kastrierte Rüden noch Stress entwickeln können bei läufigen Hündinnen (Unkastrierte übrigens auch 😉 ).
Knicka seine kleine Freundin Wickie ist aktuell läufig. Die Beiden treffen sich eigentlich regelmäßig, fast täglich, im Park. Knicka wusste schon einige Tage vor uns, dass Wickie nun wohl läufig wird. Und nun ist sie es!
Schon kurz vorher haben sich unsere Hin- und Rückwege zum Park stark unterschieden. Gehen wir sonst immer denselben Weg, ging Knicka nun auf einmal wieder Wege, die wir schon ewig nicht mehr gelaufen sind. Es wurde deutlich mehr geschnüffelt und auch öfter markiert. Klar, er war ja auch lange nicht mehr dort 😉 . Spannend übrigens, dass er direkt vor Wickies Tür nicht mehr markiert seitdem sie läufig ist.
Im Park selbst blieb er dann sehr häufig einfach irgendwo stehen und reagierte wirklich auf die kleinste Kleinigkeit, die am Horizont auftauchte. Ich fing tatsächlich an, mir Sorgen zu machen. Ich dachte an einen gesundheitlichen Hintergrund für seine Veränderung oder Angst/Unsicherheit, die ihn so oft „einfrieren“ ließ. Ein Weitergehen war dann oftmals nicht möglich, weil er einfach stehen blieb. Die angebotenen Pausen (wir haben dafür ein Pausensignal) nahm er gerne an.
Als wir dann mit einem befreundeten Rüden im Park unterwegs waren und Wickie uns über den Weg lief, ritt Knicka ziemlich schnell bei ihr auf. Das macht er sonst nicht und meine Frage, ob sie denn wohl läufig wäre, wurde verneint. Zwei Tage später war es dann aber auch für das Frauchen von Wickie sichtbar.
Die ersten Tage der Läufigkeit blieb Knickas Verhalten sehr konstant. Er blieb weiterhin viel stehen. Mittlerweile bin ich mir ziemlich sicher, dass er wartet und hofft, dass Wickie auftaucht. Oftmals steht er nämlich genau da, wo wir sie am häufigsten treffen. Mittlerweile war sie wohl in den Stehtagen.
Knicka hat deutlich schlechter als sonst gefressen. Er möchte jetzt am liebsten zweimal am Tag in den Park. Auf dem Weg dorthin kann man in der Zeit kaum noch an Leinenführigkeit denken – ich bin ihm einfach zu langsam unterwegs. Auf dem Rückweg trödelt er dafür umso mehr. Tauchen andere Hunde auf, geht er deutlich offensiver – vor allem auf bekannte Rüden – auf die zu (auch außerhalb des Parks). Was mache ich jetzt in dieser Zeit, um ihn zu unterstützen? Erstmal nehme ich sein Befinden und seine Bedürfnisse sehr ernst. Klar, es nervt, wenn er nicht fressen will, an der Leine zieht oder halt auf dem Rückweg rumtrödelt. Aber er macht das ja nicht, um mich zu ärgern. Ganz im Gegenteil. Das Bedürfnis seine Gene zu vererben, ist so tief verankert, dass er gar nicht anders kann.
Wir gehen übrigens in den Park, obwohl da auch Wickie rumläuft, weil es Knicka dann zuhause schafft, zur Ruhe zu kommen. Das war auch schon zu unkastrierten Zeiten so. Hab ich ihn die Spuren der läufigen Hündinnen ab schnüffeln lassen, kam er zuhause zur Ruhe. Bin ich mit ihm irgendwo anders hingefahren, dann war ab dem 2. oder 3. Tag nicht mehr an Ruhe zu denken. Da muss man also wirklich bei seinem Hund schauen, was ihm hilft, diese Zeit zu überstehen.
Die Leinenführigkeit ist mir im Moment nicht wichtig. Ich weiß, dass Knicka es aktuell nicht schafft, sich da dauerhaft drauf zu konzentrieren. Muss er auch nicht. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass ich mir da nichts kaputt mache, wenn ich ihn jetzt ziehen lasse. Ich spreche ihn an, wenn er irgendwo warten muss – z.B. bevor wir eine Straße überqueren. So sehe ich sehr gut, inwieweit er noch ansprechbar ist. Reagiert er gut, belohne ich das dann gerne mit einem kurzen Sprint. So behalte ich ihn motiviert, auch mal stehen zu bleiben, wenn ich das möchte 😉 .
Um andere Hunde mache ich jetzt natürlich einen größeren Bogen mit ihm. Zum einen wegen der Konkurrenz-Situation – nun sind andere Rüden ja direkte Konkurrenz um seine Freundin Wickie und natürlich auch, weil sein Erregungslevel durch die ganze Aufregung eh erhöht ist. Einen direkten Kontakt zu Wickie gibt es jetzt natürlich auch nicht.
Und ich versuche geduldig zu sein, ihm Abwechslung anzubieten – heute haben wir z.B. zusammen Maronen im Park gesucht – aber nicht traurig zu sein, wenn er einfach keinen Kopf dafür hat.
Man sieht übrigens auch sehr schön bei den anderen Rüden im Park, dass sie z.T. offensiver unterwegs sind, mehr scharren und markieren. Auch an denen geht die Läufigkeit nicht spurlos vorbei 😉 .
Ich freu mich, wenn die nächsten Tage vorbei sind. Besonders achtsam werde ich natürlich bei den ersten Treffen mit Wickie sein. Mir ist klar, dass Knicka aktuell sehr gefrustet ist, weil er sie nicht trifft. Das erste Treffen wird also für ihn extrem aufregend sein und ich bin mir ziemlich sicher, dass er da meine Hilfe in Form von Entspannungssignalen und Co. braucht, damit die Beiden wieder zu einem netten Miteinander kommen.
Autorin: Christiane Jacobs
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