„Die Kleinen, die haben die größte Klappe!!!“ „Die Kleinen sind immer die schlimmsten!!!“
Solche oder ähnliche Sprüche hört man häufig, wenn es um die Zwerge unter den Hunden geht. Doch warum reagieren die Minis oftmals so über? Zeigen Hunde ein Problemverhalten, können die Gründe dafür vielfältig sein.
Kleine Hunde besitzen eine große Anziehungskraft auf Menschen aller Altersgruppen. Für die meisten Personen geht von einem kleinen Hund auch keine „Gefahr“ aus, sodass die Hemmungen auf einen kleinen fremden Hund zuzugehen, deutlich geringer sind. Solch eine plötzliche Kontaktaufnahme empfinden die meisten Hunde als unangenehm, einige sogar bedrohlich.
Manch ein Hund ist nicht mit den Bewegungen von Kleinkindern oder Senioren vertraut und für einen kleinen Hund kommt dann noch der proportionale Größenunterschied als zusätzlicher Angstauslöser hinzu. Beugt sich der Fremde dann auch noch über den Hund, um Kontakt aufzunehmen, sind für den Minihund in der Situation schon eine ganze Menge stressauslösende Faktoren zusammen gekommen.
Häufig sind es nur „Kleinigkeiten“, die meist unbeabsichtigt und unbemerkt vom Hundehalter, in den verschiedensten Alltagssituationen entstehen. In vielen stress- oder angstauslösenden Situationen werden Kleinsthunde häufig an der Leine einfach „durchgezogen“.
Der persönliche Wohlfühlabstand, die Individualdistanz und der persönliche Raum, den wir ALLE benötigen, wird bei kleinen Hunden viel häufiger überschritten. Ob andere einfach ungehemmt in diesen Raum eindringen oder der kleine Hund ohne seinen benötigten Abstand einfach weitergezogen wird, ein gutes Gefühl entsteht für den Hund dabei nicht.
Leider existiert heute noch, der weitverbreitete Irrglaube, dass bei Begegnungen die kleinen Hunde nie hochgenommen und auf den Arm gehalten werden dürfen. Eine Meinung, die mir persönlich, in Anbetracht so mancher Kleinsthunde große Herzklopfen verursacht. Natürlich nehme ich meinen Mini oder meinen Welpen auf den Arm, wenn ich die Motivation eines fremden Hundes oder sogar mehrerer Hunde nicht kenne, die direkten Kurs auf uns nehmen. Bis sich die Situation entspannt und alle Beteiligten an einer Kontaktaufnahme interessiert sind, solange „trage“ ich die Verantwortung und den kleinen Hund.
Auch wenn ein kleiner oder junger Hund müde oder ängstlich ist, hilft es ihm, wenn ich ihn trage. Anders sieht es aus, wenn er gegen seinen Willen durch die Gegend getragen wird.
Die Ernsthaftigkeit, mit der Minihunde ihre Besitztümer (Ressourcen) verteidigen, wird leider auch all zu oft in Frage gestellt. Sei es an der Haustür, am Gartentörchen, im Auto, das Hundekörbchen, das Spielzeug oder das Futter. Im Gegensatz zu einem großen, bellenden oder knurrenden Hund, werden die Lautäußerungen und die Körpersprache eines kleinen Vierbeiners häufig nicht wirklich ernst genommen.
So erlebe ich es Beispielsweise in meiner Hundegruppe immer wieder, dass sich fremde Menschen über das Gartentor beugen und den bellenden kleinen Hund fragen: „Was ist denn los, warum schimpfst du denn so?“ Hingegen der Abstand zum Gartentor bei meinen großen Hunden respektvoll von Unbekannten eingehalten wird.
Können wir die Körpersprache eines Hundes lesen und erkennen wie sich unser Hund in einer bestimmten Situation fühlt, hilft dies allen Hunden, wenn wir dann angepasst reagieren.
In ihren Bedürfnissen unterscheiden sich kleine Hunde nicht von großen Hunden, beide brauchen die gleiche Achtsamkeit und denselben respektvollen Umgang, aber Überreaktionen werden von den Großen nicht benötigt, um ernst genommen zu werden.
Autorin: Sylvia Lübke
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