Schmerzen beim Hund

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Schmerzen beim Hund zu erkennen, ist sehr individuell. Zum einen kommt es auf den Grund der Schmerzen an. Es gibt gesundheitliche Einschränkungen, die recht ähnlich bei vielen Hunden gezeigt werden. Es gibt aber auch Dinge, da ist es eben nicht so offensichtlich.
Zudem sind unsere Hunde wahre Künstler im Verstecken von Schmerzen. So bemerken wir es oftmals gar nicht oder nur sehr schwer. Und sieht man es deutlich, dann ist es meist auch schon echt schlimm.

Unterscheiden muss man zwischen chronischem und akutem Schmerz. Chronischer Schmerz ist oft nur noch sehr schwer lokalisierbar – schon bedingt durch mögliche Schonhaltungen oder Verspannungen, die wiederum weitere Beschwerden hervorrufen können. Das macht es nochmal deutlich schwieriger die Schmerzen anhand von Körpersprache oder Verhalten zu erkennen.
Ganz wichtig in dem Zusammenhang zu wissen: Ein aktiver Hund bedeutet nicht gleichzeitig, dass er KEINE Schmerzen hat.

Deswegen lass uns jetzt mal einige Punkte durchgehen, die dir Hinweise geben können, dass dein Hund gegebenenfalls Schmerzen hat oder sich nicht richtig wohlfühlt.

Stressanzeichen

Zeigt dein Hund Stressanzeichen, die du nicht zuordnen kannst? Schmerzen machen natürlich auch Stress und deswegen sieht man sehr häufig bei Schmerzen/Unwohlsein Stressanzeichen. Stressanzeichen sind sehr vielfältig und vor allem individuell. Wo der eine Hund sich vielleicht häufiger kratzt, pinkelt der andere vermehrt oder hechelt.
Für dich macht es also Sinn, dir mal die möglichen Stressanzeichen genauer anzuschauen und für deinen Hund festzulegen, was er in stressigen Situationen zeigt.

Hat dein Hund Schmerzen, reagiert er womöglich durch das erhöhte Stresslevel deutlich bellfreudiger oder er reagiert auf Situationen ungewöhnlich schnell oder auch heftiger als sonst. All das können für dich erste Hinweise darauf sein, dass dein Hund nicht zu 100 % fit ist. Ob dann wirklich Schmerzen dahinterstecken, musst du durch genaues beobachten herausfinden. Stressanzeichen können natürlich noch viele andere Ursachen haben.

Aggressionsverhalten

Und da sind wir schon bei einem weiteren Punkt. Zeigt dein Hund auf einmal Aggressionsverhalten gegenüber Artgenossen oder auch Menschen – zum Beispiel auch dir gegenüber – dann können auch hier wieder Schmerzen eine Rolle spielen.
Meist taucht das Verhalten dann plötzlich und ohne erkennbaren Grund auf. Du verstehst in dem Moment einfach nicht was los ist. Solltest du dann in ein Training einsteigen, hat dieses oftmals keinen oder nur sehr geringen Erfolg. Schlichtweg, weil die Ursache, nämlich die Schmerzen, weiterhin da sind und das Aggressionsverhalten auslösen.

Zeigt dein Hund Aggressionsverhalten in Hundebegegnungen, kann es gut sein, dass er sich den anderen Hund lieber rechtzeitig auf Abstand halten möchte – vielleicht weil ihm eine spielerische Interaktion Schmerzen bereitet oder sich dein Hund einfach nicht gut fühlt und sich dadurch auch schneller bedroht beziehungsweise verunsichert fühlt.
Zeigt dein Hund auf einmal Ressourcenverteidigung an Futter, dann kann gut eine Magen-Darm-Geschichte dahinterstecken. Futter wird dann in dem Moment vielleicht nicht gefressen aufgrund von Übelkeit, es ist für deinen Hund aber vielleicht wertvoller geworden.

Übrigens gibt dir nicht nur plötzlich auftauchendes Aggressionsverhalten Hinweise darauf, dass was nicht stimmt. Auch wenn dein Hund plötzlich ängstlich oder deutlich schreckhafter reagiert, sollte das für dich ein Hinweis sein, dass du näher hinschaust.

Körperhaltungen bei Schmerzen

Wenn wir uns nun die Körpersprache mal im Details anschauen, dann gibt es sichtbare Hinweise auf Schmerzen. Hierbei musst du immer die Individualität des Hundetyps mit einbeziehen und natürlich ist diese Aufzählung nicht komplett. Da unsere Hunde so unterschiedlich sind, sind die Anzeichen auch schon fast unendlich. Hier aber mal eine kleine Auswahl, die sich gut erkennen lässt und die sehr häufig gezeigt wird.
Gerade bei Bauchweh oder Rückenschmerzen sieht man häufig einen hochgezogenen Rücken – einen sogenannten Rundrücken. Dabei zeigt die Wirbelsäule eine deutliche Kurve nach oben und die Hinterbeine sind unter den Körper gezogen. Der Gang wirkt dadurch unrund und häufig wird dabei ein Passgang gezeigt – das bedeutet, dass das Vorder- und Hinterbein einer Seite, gleichzeitig vorwärtsbewegt werden, dabei „wackelt“ dann auch meist der Po des Hundes hin und her.

Die Ohren sind häufig bei Schmerzen nach hinten gezogen – kann man hier mit Sicherheit auch dem Stress zuordnen. Ebenso ist die Rutenhaltung oftmals verändert. Manchmal nur minimal abweichend von der Normalstellung.
Die Körperspannung ist deutlich erhöht – das kann man zum Beispiel an durchgedrückten Beinen, staksigen Gang und ruckartigen Bewegungen von Kopf und Ohren erkennen. Aber auch an einer glatten Kopfhaut, Muskelwülsten zwischen Augen und Maul und nach hinten gezogenen Mundwinkeln – also einem typischen Stressgesicht. Alles wieder Anzeichen, die du ebenfalls bei den Stressanzeichen findest.

Bei manchen Hunden siehst du auch eine Piloerrektion – also aufgestellt Rückenhaare oder weit aufgerissene Augen – meist kombiniert mit sichtbarem Weiß im Auge. Andere Hunde zeigen eine sogenannte „Gebetshaltung“.

Veränderte Bewegungen/Verhalten bei Schmerzen

Bei Schmerzen siehst du Veränderungen in den Bewegungen beziehungsweise im Verhalten. So siehst du ganz häufig ein verändertes Gangbild, wie ich es weiter oben schon beschrieben habe. Ein Passgang zum Beispiel deutet auf eine Schonhaltung hin.
Häufig finden aber auch bestimmte Bewegungen nicht mehr oder nur noch zögerlich statt. So wird auf einmal die Treppe nicht mehr so gerne genommen oder ein Sprung auf die Couch wird seltener – der vorher freudig markierende Rüde, hebt vielleicht nur noch auf einer Seite das Bein.
Da dies gerade bei chronischen Sachen häufig sehr schleichend kommt, ist es für uns Hundemenschen gar nicht so einfach wahrzunehmen – oftmals schiebt man es auch auf das älter werden des Hundes.

Berührungen werden für den Hund auf einmal unangenehm. So kannst du ein zusammenzucken oder auch einfrieren bemerken, wenn du deinen Hund anfasst. In dem Zuge bemerkst du dann vielleicht auch, dass dein Hund sich in seine Sicherheitszone oder an Orte verkriecht, die für dich schwer erreichbar sind. Die Liege- und Schlafposition verändert sich bei Schmerzen auch häufig, so siehst du auch hier oft Anzeichen für Anspannung – der Kopf wird nicht entspannt abgelegt oder die Beine sind angespannt unter den Körper gezogen.

In manchen Fällen, meist bei akuten Schmerzen zeigt der Hund zittern, schmatzen, hecheln und/oder speicheln.
Ebenso werden Körperstellen beleckt oder benagt. Oftmals ist das Belecken/Benagen ein Hinweis dafür, wo es dem Hund gerade weh tut.

Schüttelt der Hund sich durch, weist ein nicht komplettes Durchschütteln darauf hin, dass da was im Argen liegt. Ein gesunder Hund schüttelt sich in der Regel von vorne bis zur Schwanzspitze komplett durch.

Jagdverhalten

Plötzlich auftretendes Jagdverhalten – wie zum Beispiel Buddeln, Mäuseauflauern oder auch Jagdspiele mit Ersatzbeute (Blätter jagen und Co.) kann auf Schmerzen hindeuten.
Schmerzen bringen den Körper aus dem Gleichgewicht. Der Organismus ist aber bemüht, dieses Gleichgewicht wieder herzustellen. Beim Jagen werden Hormone und Co. ausgeschüttet, die gut tun. Zudem lenkt so ein Verhalten natürlich auch von Schmerzen ab, weil die Aufmerksamkeit zweigeteilt wird.
Du kannst dir merken, alles was exzessiv gemacht wird und nicht einfach unterbrechbar ist oder wenn ein Verhalten auf einmal ganz neu auftaucht, dann kann das ein Hinweis auf Schmerzen sein.

Abweichungen erkennen und verstehen

Wenn du nun Abweichungen bei deinem Hund siehst, dann ist natürlich erst einmal der Gang zum Tierarzt sinnvoll. Leider findet der aber nicht immer sofort etwas. Scheu dich nicht, auch eine Zweit- oder Drittmeinung einzuholen.
Bei Problemen am Bewegungsapparat würde ich auch immer noch die Meinung eines Osteopathen oder Physiotherapeuten hinzuziehen.

Bei manchen Anzeichen ist es recht einfach, diese zuzuordnen. So deutet ein Schmatzen häufig auf Sodbrennen hin und die oben bereits erwähnte Gebetshaltung auf Bauchweh.
Aber bei anderen Sachen ist es oftmals etwas mühsamer. Da bist du gefragt, Puzzleteil für Puzzleteil zusammenzufügen und so Hinweise auf die Ursache zu bekommen.

Denn wie bereits geschrieben, all die genannten Dinge können auf Schmerzen hindeuten, müssen sie aber nicht. Wie so oft haben wir fast immer mehrere Möglichkeiten Dinge zu interpretieren.
Hör auf dein Bauchgefühl und versuche auch, wenn du besorgt bist, ruhig und besonnen zu beobachten und zu schlussfolgern.
Alles Gute für dich und deinen Hund!

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