Wenn zwei Hunde aufeinandertreffen, verläuft das oft ganz unterschiedlich. Oft hört man von den Menschen: „Sie ist nicht immer nur nett“ oder „Ach, ihrer ist ein Rüde? Da rastet meiner gerne mal aus!“ Ich denke, dazu könntest du jetzt auch eine Menge erzählen.
Fragst du dich manchmal, warum Hundebegegnungen so unterschiedlich ablaufen? Und ob es eine Möglichkeit gibt, dass vielleicht im Vorfeld schon ein Stück weit erkennen zu können?
Dann möchte ich hier jetzt meine ganz persönliche Checkliste mit dir teilen – wonach ich entscheide, ob ich mit meinem Hund lieber weggehe und keinen Kontakt zum anderen Hund zulasse oder woran ich erkenne, dass die Situation recht entspannt sein wird:
- Als allererstes achte ich immer auf die Individualdistanz meines Hundes! Ich weiß z.B., dass sich mein Hund nicht wohlfühlt, wenn sehr große Hunde näher an ihn herankommen. Auch, wenn es mehrere Hunde auf einmal sind, hat er ein Problem. Das probiere ich dann auch erst gar nicht!
- Kommt uns ein Hundetyp entgegen (sehr kleine Hunde oder Möpse z.B.), wo ich weiß, dass mein Hund damit schon mal Probleme hat und Aggressionsverhalten im Direktkontakt gezeigt hat (Bellen, knurren, anrempeln), dann probiere ich das auch nicht aus!
- Bei allen anderen schaue ich, ob die Hunde sich direkt angucken und ob sie diesen Blickkontakt noch unterbrechen können, durch Weggucken oder z.B. Schnüffeln am Wegrand.
- Wie laufen die Hunde aufeinander zu? Ändert sich was an der Geschwindigkeit? Laufen sie direkt aufeinander zu oder im Bogen? Wie ist ihre Körperachse auf den anderen ausgerichtet?
- Wie ist die Körpersprache der beiden Hunde? Wirkt sie angespannt? Sind viele Anzeichen nach vorne/oben? Sehe ich irgendwas, was auf ein Problem hindeuten könnte (einer der Hunde friert z.B. ein, körpersprachlich gibt es Hinweise auf Angst oder defensive/offensive Aggression)?
Diese Beobachtungen mache ich alle schon auf recht große Distanz. Ich weiß, dass wenn eine gewisse Distanz unterschritten ist, mein Hund sich nur noch sehr schwer abwenden kann und dann auch nicht mehr weggehen kann. Ihn dann einfach mitzuschleifen, finde ich schlichtweg unfair und ist für ihn auch echt doof. Macht die nächste Hundebegegnung nicht entspannter. Deswegen sind wir in der Regel sehr vorausschauend unterwegs.
Wenn ich bei meinen Beobachtungen zu dem Schluss komme, dass beide Hunde an einer freundlichen Kontaktaufnahme interessiert sind, keiner der Beiden ein Problem mit der Situation hat und auch der entgegenkommende Hundebesitzer sein okay gibt, dann dürfen sich die beiden Hunde sehr gerne „Hallo“ sagen. Sind die beiden angeleint, dann schau ich natürlich, dass die Leinen locker sind, die Hunde also frei kommunizieren können (ich hab immer eine 5-Meter-Leine an meinem Hund, die er dann frei nutzen kann) und wichtig dabei: Gucken, dass sich die Leinen nicht verheddern – das kann gefährlich ausgehen!
Sehe ich bei meinen Beobachtungen, dass mindestens einer der Hunde ein Problem mit der Begegnung hat (Blickkontakt wird nicht unterbrochen, frontale Ausrichtung der Körperachse, anbellen, oder ähnliches), dann biete ich meinem Hund an, einen Bogen zu laufen. Dafür gehen wir vom Weg runter, drehen um oder biegen in einen anderen Weg ab und schaffen so wieder die Wohlfühldistanz zum anderen Hund. Das hab ich vorher trainiert, deswegen kann mein Hund das. Ist wenig Platz zum Ausweichen, dann spreche ich auch den anderen Besitzer an, dass wir heute keinen Kontakt möchten. In der Regel klappt das ganz gut (ich weiß, nicht immer 😉 ).
Was ich nicht von den Hunden erwarte: Das sie in einem geringen Abstand aneinander vorbeilaufen. Mein Hund kann mittlerweile auch das, wenn es sein muss. Aber ich weiß, er fühlt sich dabei nicht wirklich wohl und ich finde es nicht schlimm, ihm den Abstand zu geben, den er braucht.
Was ich mir wünschen würde? Dass Hundebesitzer, deren Hunde schon mal gerne im Direktkontakt aus der Haut fahren, ihre Hunde nicht unkontrolliert in solche Situationen lassen und das erst so ganz nebenbei erwähnen, wenn ihr Hund schon an dem anderen Hund dran ist. Die Möglichkeiten dann noch einzuwirken, ohne die Sache eskalieren zu lassen, sind gering.
Jetzt liest du das und fragst dich, wie du das alles im Alltag erkennen sollst? Dir kommt ein anderer Hund entgegen und du erkennst die oben beschriebenen Anzeichen einfach nicht? So ging es mir auch! Da hilft üben 🙂 . Nicht alles auf einmal sehen wollen, sondern kleinschrittig anfangen. Ich habe z.B. erstmal nur beobachtet, wie die Hunde sich anschauen, dann hab ich die Körperachsen dazu genommen usw.
Und das Beste: Einmal angefangen, macht das Beobachten richtig Spaß! Du willst mehr dazu lernen und üben? Dann komm gerne in unsere Facebook-Gruppe. Ich freu mich auf dich!
Autor: Christiane Jacobs
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